Hilfe bei Überforderung: Ein Guide für Männer und Väter

Auszug einer Konversation der Papa Warriors Erfahrungsarena

Überforderung, Stress und das Gefühl, immer funktionieren zu müssen, sind Themen, die viele Männer und Väter in ihrem Alltag begleiten. Diese Belastungen bleiben oft unsichtbar, weil sie nicht offen gezeigt werden. Doch es ist wichtig, darüber zu sprechen und Strategien zu entwickeln, um besser mit ihnen umzugehen. In diesem Guide teilen wir Einsichten und Tipps aus einem Chat, um Männern und Vätern dabei zu helfen, ihre Überforderung zu erkennen und Wege zu finden, damit umzugehen.

Unsichtbare Lasten erkennen

Rafael spricht in dem Chat von einem „unsichtbaren Rucksack“, den nur wir selbst wahrnehmen können. Unsere Kinder sehen nicht, warum wir gestresst oder genervt sind. Diese unsichtbare Last kann überwältigend sein, vor allem, weil Männer oft keine Lobby haben und es schwer haben, Schwäche zu zeigen oder darüber zu sprechen.

Der Druck, stark zu sein

Tobias weist darauf hin, dass der Druck, immer stark sein zu müssen, oft von uns selbst kommt. Wir glauben, dass wir Überforderung, Ängste und Gefühle nicht zeigen dürfen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Würden wir offener damit umgehen, könnten wir uns selbst und andere besser verstehen. Es ist wichtig, sich von alten Erziehungsmustern zu lösen, die besagen, dass Männer keine Schwäche zeigen dürfen.

Traditionelle Rollenbilder hinterfragen

Die Diskussionsrunde zeigt, dass viele Männer noch in traditionellen Rollenbildern gefangen sind. Tobias erwähnt, dass wir die erste Generation sind, die sich von Sprüchen wie „Indianer kennen keinen Schmerz“ löst. Diese Veränderung ist notwendig, damit wir nicht dieselben Erwartungen an unsere Kinder weitergeben. Es beginnt schon damit, wie wir auf die Bedürfnisse unserer Söhne und Töchter unterschiedlich reagieren.

Generationale Themen und Konditionierung

Tobias bringt ein wichtiges generationales Thema zur Sprache: Unsere Großväter mussten den Krieg aushalten, unsere Väter mussten das Leiden ihrer Väter aushalten und durften nicht jammern, und wir haben diese Haltung übernommen. Wir sind jedoch die erste Generation ohne Krieg (fast) und reflektieren diese Muster zum ersten Mal.

Rafael ergänzt, dass er gegen seine eigene Konditionierung kämpft und empathisch zu sein versucht, indem er seinen Kindern Situationen erklärt und sie nach dem Montessori-Prinzip erzieht. Trotz seiner Bemühungen fühlt er sich manchmal isoliert, selbst in der Beziehung zu seiner Frau, die seine Belastung als Jammern interpretiert. Dies führt dazu, dass er manches für sich behält, um die Situation zu entschärfen.

Überforderung und fehlende Unterstützung

Ein weiterer Teilnehmer, Herrmann, berichtet, wie er selbst erlebt hat, dass Männer, die Überforderung zeigen, oft abgewertet werden. Diese Einstellung, dass Männer immer belastbar sein müssen, ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Doch es ist notwendig, diese Kultur zu ändern und Männer zu ermutigen, ihre Gefühle zu zeigen und Hilfe zu suchen.

Tobias ergänzt, dass viele Männer glauben, dass sie alles selbst machen müssen, weil das Abgeben von Aufgaben als Schwäche wahrgenommen wird. Diese Haltung verstärkt die Überlastung und führt zu einer Kultur, in der Männer, die um Hilfe bitten, als unfähig abgestempelt werden.

Gefühle offen zeigen

Markus weist darauf hin, dass viele denken, das Zeigen von Gefühlen vor Kindern sei schlecht. Doch wie sollen Kinder lernen, mit Gefühlen umzugehen, wenn wir ihnen nicht zeigen, wie es geht? Kinder reagieren oft sehr positiv, wenn sie sehen, dass auch ihre Eltern Emotionen haben. Diese Offenheit hilft ihnen, später besser mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen.

Christian betont, dass es wichtig ist, sich nicht ständig von den Erwartungen anderer leiten zu lassen. Selbstreflexion ist ein zentraler Punkt, um herauszufinden, wer wir wirklich sind, was wir gut können und wo unsere Grenzen liegen – unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen. Verantwortung zu übernehmen bedeutet nicht, dass wir unsere Gefühle ignorieren müssen. Es ist normal und gesund, Gefühle zu zeigen und darüber zu sprechen.

Psychologische Kompetenz in der Führung

Tobias und Christian betonen, wie wichtig es ist, dass Führungskräfte psychologische Kenntnisse besitzen. Viele Chefs sind kalt und stumpf, weil sie nicht wissen, wie sie mit den emotionalen Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter umgehen sollen. Eine Zusatzausbildung in Psychologie könnte hier Abhilfe schaffen und ein besseres Arbeitsklima schaffen.

Selbstfürsorge und Bewältigungsstrategien

Christian teilt seine eigenen Erfahrungen mit Phasen, in denen es ihm schlecht geht, und wie er damit umgeht. Er hat aber Strategien entwickelt, um damit umzugehen. Dazu gehören Meditation, Sport, positive Affirmationen und motivierende Musik. Diese Praktiken helfen ihm, seine geistige und emotionale Gesundheit zu pflegen.

Ein Textauszug aus Christians Lieblingslied beschreibt dies treffend:

„Ein kleiner Funke kann so viel entzünden.

Ein Blick zum Guten jeden Ausweg finden.

Der schwache Geist, den wir mit krankem Scheiß füttern.

Drückt uns wie Sklaven in einen Käfig mit Gittern.“

Praktische Tipps zur Entlastung

1. **Offene Kommunikation:**

Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle und Überforderung. Das schafft Verständnis und Unterstützung im Umfeld.

2. **Rollenbilder hinterfragen:**

Reflektieren Sie Ihre eigenen Erziehungsmuster und hinterfragen Sie traditionelle Rollenbilder.

3. **Aufgabenteilung:**

Verteilen Sie Aufgaben gerecht, sowohl im Beruf als auch im Privatleben, um Überlastung zu vermeiden.

4. **Selbstfürsorge:**

Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich selbst, um neue Kraft zu schöpfen.

5. **Unterstützung suchen:*

Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn die Überforderung zu groß wird.

Fazit

Überforderung und Stress sind keine Zeichen von Schwäche, sondern menschlich und normal. Indem wir darüber sprechen und uns gegenseitig unterstützen, können wir eine Kultur des Verständnisses und der Hilfe schaffen. Männer und Väter sollten ermutigt werden, ihre Gefühle zu zeigen und sich Unterstützung zu holen, wenn sie sie brauchen. Nur so können wir gemeinsam stark sein.

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